Fed-Sitzung - wichtigstes Marktereignis der Woche
Christopher Dembik
Head of Macroeconomic Research
Summary: Die Fed-Sitzung ist das wichtigste Marktereignis in dieser Woche. Unserer Ansicht nach befindet sich die Fed in einer Lose-Lose-Situation. Wenn sie die Banken schonen will, scheitert sie an ihrer Mission, die Inflation zu bekämpfen; wenn sie vehement an ihrem Kurs festhält, steigt der Angstpegel der Banken.
Die Fed-Sitzung ist das wichtigste Marktereignis in dieser Woche. Unserer Ansicht nach befindet sich die Fed in einer Lose-Lose-Situation. Wenn sie die Banken schonen will, scheitert sie an ihrer Mission, die Inflation zu bekämpfen; wenn sie vehement an ihrem Kurs festhält, steigt der Angstpegel der Banken. Die Fed wird es nicht allen recht machen können. Es wird auf die eine oder andere Weise schmerzhaft sein. Die Zinserhöhung um 25 Basispunkte in dieser Woche ist wahrscheinlich die am harmlosesten erscheinende Entscheidung.
Die Liquiditätsspritze der letzten Woche (sowohl der koordinierte Zentralbank-Swap als auch die 300 Mrd. Dollar, die sich US-Banken mit knapper Liquidität von der Fed geliehen haben) könnte dem Bankensektor auf beiden Seiten des Atlantiks vorübergehend helfen. Der Realwirtschaft wird dies jedoch nicht zugute kommen. Im Falle des von den US-Banken geliehenen Geldes glauben wir nicht, dass ein grosser Teil dieser Bankreserven verliehen werden wird. Unsere Wette: Die Banken werden die Kreditvergabe drosseln. Warum ist das wichtig? In den Vereinigten Staaten machen die Banken beispielsweise rund 40 % der privaten Kredite aus. Und für die KMU - die einen besonders grossen makroökonomischen Fussabdruck haben - ist eine Straffung der Banken eine grosse Sache. Wir sind immer noch der Meinung, dass es zu früh ist, eine Rezession in den USA zu befürchten. Aber das Risiko hat in den letzten Tagen deutlich zugenommen.
Wie geht es weiter an der Bankenfront? Der Marktdruck wird nicht über Nacht verschwinden. Der M&A-Prozess steht in den USA erst am Anfang. Wir müssen die mit gewerblichen Hypotheken besicherten Wertpapiere und die breitere Kreditspanne in den USA überwachen. Es ist jedoch schwierig, dies in Echtzeit zu überwachen. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanker weiterhin eng mit dem Bankensektor zusammenarbeiten werden, um sicherzustellen, dass keine neuen Risiken entstehen. Wir glauben nicht, dass ein wesentliches Risiko eines rollenden Bank-Runs besteht. Wir müssen uns darauf konzentrieren, wie sich die gegenwärtigen Marktspannungen auf die allgemeinen Kreditbedingungen auswirken können. Dies wird sich nicht in wenigen Tagen, sondern erst im Laufe der Monate herausstellen. In der Zwischenzeit müssen wir geduldig sein und dürfen nicht in Panik verfallen.
Auf dem Devisenmarkt sehen wir eine Rückkehr der Anleger in sichere Häfen: JPY > USD > CHF. Jede dieser Währungen hat Schwächen. Aber wir stehen jetzt vor einer strikten Rückführung, so dass ich wette, dass der JPY auf kurze Sicht der Hauptgewinner sein könnte.
Der Zufluss von Liquidität und insbesondere der koordinierte Swap der Zentralbanken gehen in der Regel mit grossen Sprüngen des US-Dollars einher. Durch die Lockerung der Liquiditätsbedingungen und den Hinweis auf die bevorstehende Lockerung der Geldpolitik wird jedoch eher die Saat für einen späteren Rückgang gelegt. Anders ausgedrückt: Der US-Dollar könnte kurzfristig einer der Hauptgewinner der derzeitigen Situation sein. Mittelfristig ist dies jedoch alles andere als sicher.
EUR/CHF bewegt sich immer noch leicht unter der Parität. Wir glauben nicht, dass die bevorstehende Notenbanksitzung der SNB (Konsens: +50bp) die Richtung des Währungspaares wirklich ändern könnte. Wir bleiben jedoch vorsichtig, was die weitere Entwicklung der UBS/Credit Suisse betrifft. Dies ist ein grosses Fragezeichen, das kurz- und mittelfristig zu mehr Volatilität beim Cross führen könnte.
Der EUR ist eine überfüllte Long-Position (Nettopositionierung!), was bedeutet, dass er viel Spielraum für eine Auflösung hat. Kurzfristig könnte es mehr Abwärtsbewegungen geben, wenn der Marktstress hoch bleibt. Dies erklärt auch die relativ gute Performance des GBP gegenüber dem EUR in der vergangenen Woche. Dies ist eine Geschichte über überfüllte Netto-Long-Positionen.