Market Quick Take - 7. April 2025

Saxo Strategy Team
Market Quick Take – 7. April 2025
Markttreiber und Katalysatoren
- Aktien: Kurseinbruch aufgrund von Zöllen; zunehmende Rezessionsängste; starke Verluste im Technologie- und Finanzsektor; bedeutende Quartalszahlen stehen an
- Volatilität: Extremes VIX-Hoch; kurzfristige Indikatoren deuten auf Panik hin; wichtige Wirtschaftsdaten in dieser Woche
- Digitale Assets: Bitcoin unter 80.000 USD; Altcoins deutlich schwächer; Krypto-Aktien uneinheitlich inmitten makroökonomischen Drucks
- Währungen: Prozyklische Währungen geben wegen Risikoaversion nach, JPY und CHF in chaotischer Nacht stark, verlieren danach jedoch deutlich an Wert
- Anleihenmarkt: Der Einbruch der Risikostimmung stärkt Staatsanleihen, da die Wahrscheinlichkeit einer Notzinssenkung leicht zunimmt
- Rohstoffe: Ein durch die Rezession ausgelöster Deleveraging-Schock setzte sich am Montag fort, angeführt von Kupfer und Rohöl
- Makroevents: Rede von Kugler (Fed), NAB-Geschäftsklimaindex März aus Australien
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Makrodaten und Schlagzeilen
- Der japanische Premierminister Ishiba kündigte an, ein umfassendes Handelsabkommen mit den USA anstreben zu wollen, dessen Ausarbeitung jedoch Zeit in Anspruch nehmen werde. Ein Treffen mit Donald Trump ist für diese Woche geplant. Das Abkommen soll laut lokalen Medien LNG, Autos, Agrarprodukte und nationale Sicherheit umfassen.
- Goldman Sachs erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession von 35 % auf 45 % und senkte die Wachstumsprognose des BIP für das vierte Quartal 2025 (im Jahresvergleich) von 1 % auf 0,5 %. Sie erwarten drei Zinssenkungen der Fed um jeweils 25 Basispunkte, die sich bei einem Rezessionsszenario auf bis zu 200 Basispunkte summieren könnten. Hintergrund sei eine "starke Verschärfung der finanziellen Rahmenbedingungen, Boykotte ausländischer Verbraucher und eine anhaltend hohe politische Unsicherheit, die die Investitionstätigkeit stärker als bisher angenommen belasten dürfte."
- Fed-Vorsitzender Jerome Powell erklärte am Freitag, er gehe davon aus, dass die Zölle von Präsident Donald Trump die Inflation anheizen würden. Die US-Notenbank werde die Zinssätze jedoch erst anpassen, wenn die Auswirkungen der Zölle klarer absehbar seien.
- Der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats der USA, Hassett, rechnet mit schwankenden Arbeitsmarktdaten solange die Zölle in Kraft bleiben. Über 50 Länder hätten sich mit Handelsanfragen an das Weiße Haus gewandt. Präsident Trump habe sich gegen Zölle auf russische Importe entschieden, da Verhandlungen zum Ukrainekrieg andauerten.
- Trump verdoppelt seine Haltung zu Zöllen und macht deutlich, dass er trotz der Marktturbulenzen nicht bereit ist, bestehende Maßnahmen zurückzunehmen. China kündigte „entschlossene Maßnahmen“ zum Schutz seiner Interessen an, darunter ein sofortiges Exportverbot für sieben Arten seltener Erden. Auch die EU reagierte mit Vergeltungszöllen auf US-Waren im Wert von 28 Milliarden USD. Taiwan und Vietnam boten an, ihre Zölle auf US-Produkte auf 0 % zu senken. Vietnam beantragte zudem eine Verschiebung der gegen das Land geplanten US-Zölle.
Makrokalender – wichtige Termine (alle Angaben in GMT)
- 14:30 Uhr: Rede von Kugler (Fed) zur Inflationsdynamik
- 19:00 Uhr: Verbraucherkredite USA, Februar
- 00:30 Uhr: Westpac-Verbrauchervertrauen, April (Australien)
- 01:30 Uhr: NAB-Geschäftsklimaindex, März (Australien)
Quartalszahlen
- Mittwoch: Delta Airlines
- Donnerstag: Tesco, Progressive Corporation
- Freitag: JP Morgan, Wells Fargo, Morgan Stanley, Blackrock, Bank of New York Mellon, Fastenal
Aktien
- USA: Die US-Aktien-Futures sind am Montagmorgen stark eingebrochen und setzen damit den massiven Ausverkauf fort, der durch aggressive Zölle der Trump-Regierung ausgelöst wurde. Die Futures deuten auf Verluste von -4 % beim Dow, -4 % beim S&P 500 und -5 % beim Nasdaq 100 hin, nach Einbußen in der Vorwoche von rund 7,9 %, 9,1 % bzw. 10 %. Am Freitag schloss der S&P 500 bei -5,97 %, der Nasdaq bei -5,82 % und der Dow bei -5,50 %. Besonders stark unter Druck standen Tech-Giganten wie Tesla (-10,42 %), Nvidia (-7,36 %) und Apple (-7,29 %). Vergeltungszölle aus China sowie drohende Maßnahmen aus Kanada und der EU verstärken die Rezessionsängste. Energie- und Finanzwerte führten die Verluste an, da der Ölpreis um -6 % fiel; Chevron sank um -7,5 % und Exxon um -6,6 %.
- Europa: Die europäischen Märkte bereiten sich am Montag auf weitere Turbulenzen vor, nachdem die Zölle aus den USA in der Vorwoche zu erheblichen Verlusten führten. Der STOXX 50 schloss mit -5,3 %, der STOXX 600 mit -5,1 % – die schlechteste Wochenbilanz seit März 2022. Der Bankensektor war mit -8,5 % besonders stark betroffen, vor allem Deutsche Bank (-10,1 %), Société Générale (-11 %) und Santander (-11 %). Der DAX verlor -4,95 %, belastet durch Deutsche Bank (-9,77 %) und Infineon (-7,26 %). Der CAC 40 fiel um -4,26 %, mit hohen Verlusten bei Société Générale (-11 %) und ArcelorMittal (-9,18 %). Europäische Entscheidungsträger diskutieren mögliche Gegenmaßnahmen, während sich die Rezessionssorgen verschärfen.
- Großbritannien: Der FTSE 100 verzeichnete seinen größten Wochenverlust seit März 2020 und fiel am Freitag allein um -4,95 %, angetrieben durch zunehmende Ängste vor einem Handelskrieg. Zu den größten Verlierern zählten Rolls-Royce (-10,78 %), Fresnillo (-10,37 %) und Glencore (-9,68 %). Bankaktien standen ebenfalls stark unter Druck – Barclays verlor -8,6 %, HSBC -6,2 %. Energie- und Rohstoffsektoren litten unter den fallenden Ölpreisen und Rezessionsängsten. Das Vertrauen der Anleger bleibt erschüttert, da sich die globalen Spannungen weiter verschärfen.
- Asien: Die asiatischen Aktienmärkte verzeichneten am Montag deutliche Verluste und setzten damit die Abwärtsbewegung vom Freitag fort, ausgelöst durch die zunehmenden Spannungen im globalen Handelskonflikt. Der japanische Nikkei brach um rund -8,7 % ein, während der Hang Seng in Hongkong um -12,64 % fiel – angeführt von massiven Rückgängen im Technologie- und Finanzsektor, darunter HSBC (-13 %) und Standard Chartered (-16 %). Auch der chinesische CSI300-Index verlor über -7 %. Der südkoreanische KOSPI fiel um -5,45 % und erreichte damit den tiefsten Stand seit November 2023. Die Angst vor einer tiefgreifenden globalen Rezession nimmt zu, während Märkte weitere Vergeltungsmaßnahmen befürchten.
Volatilität
Die Marktvolatilität ist sprunghaft angestiegen: Der VIX kletterte am Freitag um +50,93% auf 45,31 – den höchsten Stand seit den ersten Tagen der COVID-Pandemie. Kurzfristige Volatilitätsindikatoren explodierten: Der VIX1D erreichte 81,89 (+142,06%) und der VIX9D lag bei 57,17 (+67,65%), was extreme Nervosität signalisiert. Die Futures bleiben auch am Montagmorgen stark negativ, was auf eine anhaltende Panik hinweist. Händler bereiten sich auf eine Woche voller wichtiger Wirtschaftsdaten vor – darunter die CPI-Zahlen der USA, Arbeitslosenanträge sowie das FOMC-Sitzungsprotokoll – die weitere Volatilität auslösen könnten. Die Handelsvolumina sind gestiegen, insbesondere bei Call-Optionen, was auf fortgesetzte Sorgen am Markt hindeutet.
Digitale Assets
Kryptowährungen haben am Wochenende starke Verluste erlitten, ausgelöst durch die weltweite Risikoaversion. Bitcoin fiel um -3,43% auf 75.699 USD, Ethereum verlor -4,64% auf 1.506 USD und XRP brach um -11,70% ein. Solana gab um -5,50% nach – ein klares Zeichen für breiten Verkaufsdruck. Krypto-bezogene Aktien entwickelten sich uneinheitlich: MicroStrategy (+4,01%) und IBIT (+2,45%) legten zu, während Coinbase (-5,98%) und Cipher Mining (-9,09%) deutlich verloren. Der Kryptomarkt bleibt eng mit der makroökonomischen Volatilität verknüpft.
Anleihenmarkt
- US-Staatsanleihen und japanische Staatsanleihen: US-Treasuries und japanische Staatsanleihen verzeichneten über Nacht starke Käufe, da die Nachfrage nach sicheren Häfen angesichts eines weiter einbrechenden Risikoappetits deutlich zunahm. Die Renditen erreichten neue lokale Tiefstände, während der Markt zunehmend mit einer früheren Zinssenkung durch die Fed rechnet. Die Bewegungen an den Märkten sind über alle Segmente hinweg stark und volatil.
- US-High-Yield-Anleihen: Hochzinsanleihen in den USA standen am Freitag weiter unter Druck, da sich die Schwäche bei risikobehafteten Anlagen verschärfte. Ein Bloomberg-Indikator für den Spread zwischen High-Yield-Anleihen und US-Staatsanleihen weitete sich um weitere 40 Basispunkte auf 427 Basispunkte aus – der höchste Stand seit Ende 2023.
Rohstoffe
- Der durch Rezessionssorgen ausgelöste Deleveraging-Schock setzte sich auch in der Sitzung am Montag fort: Kupfer fiel zwischenzeitlich um 7 %, und WTI wurde unter 60 USD gehandelt, bevor es zu einer Erholung kam – ausgelöst durch den Versuch der US-Aktienmärkte, sich von einem nächtlichen Rückgang von 5 % zu erholen.
- Der Bloomberg Commodity Index fiel in der vergangenen Woche um 5,7 % – der stärkste Wochenverlust seit Juni 2022. Besonders rohstoffintensive Güter verzeichneten zweistellige Verluste, angeführt von WTI-Rohöl, Kupfer und Silber.
- Auch wenn einige dieser Rückgänge mittlerweile übertrieben erscheinen, ignorieren Deleveraging-Phasen typischerweise die Bewertungen. In solchen Marktphasen setzt sich der Verkaufsdruck fort, bis Positionen auf ein tragfähigeres Maß reduziert oder die Volatilität eingedämmt wird.
- Die Rohölpreise sind inzwischen auf ein Niveau gefallen, das zu einer Angebotsverknappung führen dürfte – ein Faktor, der die Preise mittelfristig stabilisieren kann. Die zuvor starke Rally bei Kupfer hat sich in eine Abwärtsbewegung verwandelt, ausgelöst durch den Einbruch des New Yorker Zollaufschlags gegenüber London, der von 15 % in der Vorwoche auf aktuell 9 % gesunken ist.
- Die Korrektur bei Gold bleibt bislang vergleichsweise moderat, mit stabilen Unterstützungszonen – insbesondere der Aufwärtstrend seit dem Januartief bei 2.975 USD sowie die Februarhochs bei rund 2.955 USD.
- Silber hat seine bisherigen Jahresgewinne in der Nacht komplett abgegeben, nachdem es kurzfristig unter 28,80 USD gefallen war – ein Rückgang von 18 % vom Hoch zum Tief. Das Metall war der größte Verlierer unter den Edelmetallen, belastet durch den Einbruch der COMEX-London-Arbitrage, was den Preisdruck bei gleichzeitig sinkenden Nachfrageerwartungen in Folge von Rezessionsängsten weiter verschärfte.
Währungen
- In einer überaus turbulenten Nachtsitzung stiegen JPY und CHF zunächst deutlich an, bevor ein Großteil der Bewegung später wieder korrigiert wurde. Der USDJPY fiel zwischenzeitlich unter 145,00, drehte aber später in einer volatilen Handelssitzung wieder über 146,50. Der EURCHF fiel um mehr als 100 Pips auf ein Tief von 0,9300, bevor er sich kräftig erholte.
- Prozyklische Währungen blieben insgesamt schwach, konnten aber zum Teil ihre nächtlichen Verluste teilweise wieder aufholen – so stieg etwa AUDUSD nach einem Rückgang auf 0,5933 wieder über 0,6000.
- Der US-Dollar zeigte eine gemischte Entwicklung: Er erholte sich gegenüber sicheren Häfen nach der Nachtschwäche, blieb jedoch im späteren Handelsverlauf gegenüber vielen prozyklischen Währungen weitgehend unverändert, nachdem er nur kurzfristig als sicherer Hafen fungierte.