Marktanalyse – 9. April 2025

Saxo Strategy Team
Dieser Inhalt ist Marketingmaterial.
Marktanalyse – 9. April 2025
Markttreiber und Katalysatoren
- Aktien: Zölle in Kraft, starke Verluste, Gesundheitssektor im Plus, EU-Vergeltung droht
- Volatilität: VIX über 52, VVIX steigt stark, extreme Absicherungsaktivität
- Digitale Vermögenswerte: BTC/ETH deutlich im Minus, Mining-Sektor gestört, Zölle verändern den Krypto-Ausblick
- Währungen: USDCNH überschreitet erstmals seit Einführung des CNH das Niveau von 7,375. JPY, EUR und CHF steigen deutlich gegenüber dem US-Dollar
- Fixed Income: Bedenken hinsichtlich der Stabilität des US-Staatsanleihenmarkts, da die langfristigen Renditen stark steigen
- Rohstoffe: Gold springt wegen US-Stabilitätssorgen nach oben, Ölpreise fallen
- Makroökonomische Ereignisse: FOMC-Sitzungsprotokolle, Versteigerung von 10-jährigen US-Staatsanleihen
Makrodaten und Schlagzeilen
- Trumps 104 % Zölle auf chinesische Importe treten am Mittwoch in Kraft und schüren weltweite Konjunktursorgen. Peking kündigt Widerstand an, während Anleger eine Rezession befürchten. Austan Goolsbee, Präsident der Chicago Fed, betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Auswertung der Wirtschaftsdaten vor politischen Entscheidungen.
- Ein EU-Sprecher erklärte, dass sich die Lage nicht verändert habe. Die EU wolle Zölle vermeiden und warte auf ein substanzielles Entgegenkommen der USA. Eine Antwort auf die neuen US-Zölle werde Anfang nächster Woche präsentiert, man sei zu Gesprächen bereit.
- Der kanadische Ivey-PMI fiel im März auf 51,3 nach 55,3 im Februar und lag damit unter der Prognose von 53,2. Der Index blieb jedoch über der Expansionsschwelle und erholte sich vom Januar-Tief bei 47,1, gestützt durch ein Wachstum der Lagerbestände (53,0 gegenüber 49,4).
- Die Eskalation des Handelskriegs hat Rezessionsängste in den USA verstärkt. Ökonomen von JPMorgan und Goldman Sachs erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, Anleger fürchten eine tiefere Vertrauenskrise.
Makroökonomische Termine (alle Zeiten in GMT)
- 11:00 Uhr – US-Hypothekenanträge
- 14:30 Uhr – Wöchentlicher EIA-Bericht zu Rohöl- und Treibstoffbeständen
- 17:00 Uhr – Versteigerung von 10-jährigen US-Staatsanleihen im Wert von 39 Mrd. USD
- 18:00 Uhr – Protokoll der FOMC-Sitzung
Unternehmensberichte
- Heute: Delta Airlines
- Donnerstag: Tesco, Progressive Corporation
- Freitag: JP Morgan, Wells Fargo, Morgan Stanley, Blackrock, Bank of New York Mellon, Fastenal
Aktien
- USA: Die US-Aktienmärkte gerieten am Dienstag stark unter Druck, da die neuen Zölle von Trump – insgesamt 104 % auf chinesische Importe – in Kraft traten. Der Dow Jones fiel um 0,84 %, der S&P 500 sank um 1,57 % auf 4.982,77 und verzeichnete damit den größten viertägigen Verlust seit März 2020. Der Nasdaq verlor 2,15 %. Anleger, die zunächst auf eine Verhandlungslösung hofften, zogen sich zurück, nachdem bestätigt wurde, dass die Zölle als „nicht verhandelbar“ gelten. Gesundheitswerte übertrafen den Markt deutlich: Humana (+10,7 %), CVS (+5,9 %) und UnitedHealth (+5,4 %) profitierten von höheren Medicare-Zahlungen. Apple (-5 %) und Meta (-1,1 %) standen wegen regulatorischer Bedenken in der EU unter Druck.
- Europa: Die europäischen Märkte erholten sich am Dienstag und durchbrachen eine vier Tage andauernde Verlustserie, die durch Zollängste ausgelöst wurde. Der STOXX 600 stieg um 2,7 % – die beste Tagesperformance seit 2022. Am Mittwoch kehrten sich die Futures jedoch scharf ins Minus, rund -4 %, nachdem die USA Zölle von 20 % auf EU-Importe eingeführt hatten. Die EU plant Vergeltungszölle von bis zu 25 % auf US-Waren. Unternehmensseitig stach Infineon hervor, das nach der Übernahme von Marvell für 2,5 Mrd. USD zulegen konnte. Analysten rechnen mit einem Gewinnrückgang von 2,2 % im ersten Quartal – eine Folge der Zollunsicherheit.
- Vereinigtes Königreich: Der FTSE 100 stieg am Dienstag um 2,71 % – der größte Tagesgewinn seit März 2022. Die stärksten Werte waren Hiscox (+6 %), Rolls-Royce (+5,95 %) und M&G (+5,73 %). Am Mittwoch brachen die britischen Futures um über 3 % ein, was zu Krisengesprächen unter Finanzverantwortlichen führte.
- Asien: Die asiatischen Aktienmärkte gerieten am Mittwoch erneut unter Druck, da die US-Zölle neue wirtschaftliche Sorgen auslösten. Der Hang Seng in Hongkong fiel um 2,4 %, angeführt von WH Group (-10 %) und ZTO Express (-7,7 %). Der chinesische CSI300 stabilisierte sich leicht (+0,3 %) dank staatlicher Eingriffe, insbesondere bei Halbleiter- und KI-Aktien. Der japanische Nikkei verlor 3 %, während der südkoreanische KOSPI mit einem Rückgang von 20 % seit dem Hoch im Juli 2024 in einen Bärenmarkt eintrat.
Volatilität
Die Volatilität stieg deutlich an, als sich die Sorgen um Zölle verschärften. Der VIX sprang am Dienstag um 11,39 % auf 52,33 – der höchste Stand seit April 2020 – und spiegelte eine tiefe Marktverunsicherung wider. Der VVIX schnellte auf 170 hoch, was auf eine starke Nachfrage nach Absicherungen gegen Volatilität hinweist. Die Futures deuten auf weitere Turbulenzen hin: S&P 500-Futures -2 %, Nasdaq-Futures -1,94 %, und die europäischen Index-Futures stark im Minus.
Digitale Vermögenswerte
Kryptowährungen gerieten im Zuge der zollbedingten Risikoaversion unter Druck. Bitcoin fiel am frühen Mittwoch um 5,6 % auf etwa 75.523 USD, Ethereum rutschte um fast 11 % auf 1.417 USD ab. Kryptominer könnten außerhalb der USA profitieren, da die Preise für Mining-Geräte im Inland durch die Zölle steigen. Die Aktie von MicroStrategy brach am Dienstag um 11,3 % ein – Investoren befürchten nicht realisierte Verluste auf Bitcoin-Bestände.
Fixed Income
- US-Staatsanleihen wurden den dritten Tag in Folge verkauft, wobei die Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe über Nacht auf 4,5 % stieg – ein besorgniserregendes Signal, da der ultimative sichere Hafen unter Druck steht. Gründe sind fiskalische Bedenken in den USA sowie das Risiko, dass ausländische Investoren – als Reaktion auf die Zölle – US-Anleihen in großem Stil abstoßen. Die 2s-10s-Zinskurve hat sich auf 65 Basispunkte ausgeweitet, ein Zwei-Jahres-Hoch (zuvor bei 74 Basispunkten), was die Refinanzierungskosten für den massiven US-Schuldenberg erhöht.
- Die Renditen stiegen, nachdem Trump einen zusätzlichen, als nicht nachhaltig geltenden Zoll auf chinesische Importe verhängt hatte. Der Anstieg wurde durch eine schwache Auktion von 3-jährigen Treasury Notes im Volumen von 58 Mrd. USD weiter verstärkt. Direkte Bieter kauften nur 6,2 % – der niedrigste Anteil seit fünf Jahren (diese Kategorie umfasst u.a. China und Japan).
- Der „Basis Trade“, eine von Hedgefonds genutzte Strategie zur Ausnutzung von Preisdifferenzen zwischen Kassamarkt-Treasuries und Futures, könnte sich aktuell auflösen. Dies treibt die Renditen zusätzlich in die Höhe und könnte eine Kettenreaktion am Treasury-Markt auslösen.
- Heute versteigert das US-Finanzministerium 10-jährige Anleihen im Wert von 39 Mrd. USD, gefolgt von einer Auktion über 30-jährige Anleihen im Umfang von 22 Mrd. USD am Donnerstag.
Rohstoffe
- Die Ölpreise fielen auf ein Vierjahrestief, da sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf die eskalierende globale Handelsspannung und deren potenziell negative Auswirkungen auf das Wachstum und die Energienachfrage richtet. Brent liegt bei rund 60 USD, WTI bei etwa 57 USD; die Terminstruktur ist ab Oktober in Contango.
- Gold fiel am Dienstag unter die Marke von 3.000 USD, da die US-Treasury-Renditen stiegen, drehte aber anschließend stark nach oben – angesichts der Zuspitzung des globalen Handelskonflikts und der Erkenntnis, dass der Renditeanstieg von Sorgen über die US-Schuldenlast getrieben ist, was letztlich goldfreundlich sein könnte.
- Wie Rohöl litten auch andere prozyklische Rohstoffe – insbesondere Industrierohstoffe – unter Rezessionsängsten und sinkender Nachfrage.
Währungen
- Der US-Dollar geriet unter starken Verkaufsdruck, nachdem das Weiße Haus die Einführung eines 104 %igen Strafzolls auf chinesische Importe bestätigt hatte. Die Schwäche des USD, von der insbesondere JPY, EUR, CHF und Gold profitierten, trat ein, obwohl die Treasury-Renditen stiegen – ein Hinweis darauf, dass der USD seine zinsgetriebene Unterstützung verliert, da Investoren verstärkt nach Alternativen außerhalb der USA suchen.
- Der DXY fiel auf 102,27, der JPY stieg auf ein Sechsmonatshoch, während der USDJPY auf 145 zurückging. Der EUR kletterte wieder über die Marke von 1,10.
- Der USDCNH überschritt die Marke von 7,375 – ein bisher verteidigtes Niveau – und erreichte mit 7,42 ein neues Rekordhoch, nachdem das Weiße Haus die Durchsetzung des 104 %-Zolls auf China offiziell bestätigte.